Newsletter April 2024
Das Sommersemester 2024 steht vor der Tür!
…und damit kommt auch wieder der aktuelle Newsletter des ZIWIS.
Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
KI und wissenschaftliches Arbeiten
Mit ChatGPT hat es für viele von uns angefangen – die Rede ist von der Nutzung von KI-Tools. Mittlerweile gibt es zahlreiche derartige Programme; ihre Anwendungsfelder berühren dabei auch den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens. Aber sind sie dafür auch brauchbar? Und was ist dabei zu beachten?
Unsere Kollegin Katrin Götz-Votteler hat zusammen mit Studierenden im vergangenen Semester in einer Lehrveranstaltunge diverse KI-Tools für das wissenschaftliche Arbeiten getestet und berichtet von den Erfahrungen.
Simone Hespers für den ZIWIS-Newsletter: Du hast im letzten Semester den Kurs „ChatGPT – Dein Freund und Helfer? KI-Tools und wissenschaftliches Arbeiten“ angeboten. Der Titel war ja mit einem Fragezeichen versehen. Warum?
Katrin Götz-Votteler: Das öffentliche Release von ChatGPT im November 2022 markierte für viele von uns den Startpunkt, KI-Tools für eigene Zwecke auszuprobieren – auch für mich. Ich bin dann bei meiner Auseinandersetzung damit auf diverse weitere Tools gestoßen und war fasziniert von den Möglichkeiten. Aber dieses Suchen und Ausprobieren hat viel Zeit in Anspruch genommen und nicht immer waren die Ergebnisse hundertprozentig zufriedenstellend, so dass ich mir nicht sicher war, ob mich diese Tools tatsächlich wirklich weiterbringen. Daher das Fragezeichen zu Beginn des letzten Semesters.
SH: Im Kurs sollten die Studierenden verschiedene KI-Tools ausprobieren, die an unterschiedlichen Stationen des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses eingesetzt werden können, wie z.B. Brainstorming, Fragestellung eingrenzen, Recherchieren, erste Textentwürfe schreiben etc.
Wie waren die Erfahrungen? Bringen KI-Tools wirklich etwas im Vergleich zum „analogen“ Arbeiten?
KGV: Die Erfahrungen waren ganz unterschiedlich. Tatsächlich war es bei jeder Aufgabe so, dass für einige der Einsatz der entsprechenden Tools einen wirklichen Mehrwert darstellte, andere waren mit den Ergebnissen weniger oder sogar gar nicht zufrieden. Das hing einerseits stark vom Themen- und Fachbereich ab, andererseits aber auch von den ganz individuellen Bedürfnissen der einzelnen Personen. Das heißt, bei einem Schritt im wissenschaftlichen Arbeitsprozess konnten die Tools für jemanden wenig hilfreich sein, beim nächsten dann aber wieder sehr nützlich. Darüber hinaus haben sich bei den verschiedenen Tools, die wir ausprobiert haben, Unterschiede in der Qualität der Ergebnisse, aber auch in der Nutzerfreundlichkeit gezeigt.
SH: Für welche Einsatzmöglichkeiten würdest Du KI-Tools empfehlen, wo ergibt sich für mich ein echter Mehrwert?
KGV: KI-Tools eignen sich sehr gut als unterstützendes Element im Arbeitsprozess. Ein komplettes Auslagern eines Arbeitsschrittes an die KI – da waren sich im Kurs alle einig – ist nicht empfehlenswert, um nicht zu sagen, unmöglich: Ergebnisse können einseitig sein, am eigentlichen Kern der Aufgabenstellung vorbeigehen oder auch schlicht und ergreifend nicht korrekt sein. Deswegen sind sie immer nur als ein Input zu sehen, von dem ausgegangen werden kann und mit dem man weiterarbeitet, nachdem man die Ergebnisse geprüft hat.
Welche Einsatzmöglichkeiten für mich als User oder Userin empfehlenswert sind, hängt ganz davon ab, wo ich persönlich Unterstützungsbedarf habe: Wenn ich lange brauche, um Texte zu erfassen, sind Texterfassungstools wie ChatPDF, Scispace oder Humata sehr hilfreich. Wenn ich Gefahr laufe, zu einseitig auf Dinge zu blicken, können textgenerative Tools wie ChatGPT, Perplexity oder Hugging Chat mich beim Brainstorming unterstützen. Wenn ich Schwierigkeiten mit Rechtschreibung, Grammatik und Kommasetzung habe, helfen mir Tools wie DeepL Write, LanguageTool oder QuillBot, einen adäquaten Text zu verfassen.
Insofern tragen KI-Tools auch dazu bei, das eigene Arbeiten zu reflektieren und festzustellen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Für mich persönlich habe ich auf diese Weise in den letzten Monaten festgestellt, bei welchen Arbeitsprozessen KI-Tools für mich hilfreich sein können und hier habe ich nun zwei Tools kostenpflichtig abonniert. Um also noch einmal auf das „analoge“ Arbeiten zurückzukommen: Die zielführende Nutzung von KI-Tools setzt eine fundierte analoge Vorarbeit voraus – und das bringt auf alle Fälle etwas für den Arbeitsprozess.
SH: Du hast es gerade angesprochen – nicht alle KI-Tools sind kostenfrei erhältlich. Brauche ich die Bezahlversion, wenn ich meine wissenschaftliche Arbeit effektiv durch KI-Tools unterstützen will? Mit welchen Kosten muss ich rechnen, wenn ich hier auf Performance achte?
KGV: Das hängt von dem Aufgabengebiet ab, das ich an die KI auslagern will bzw. in dem ich mir von der KI Unterstützung erwarte. Für Korrekturzwecke oder offenes Brainstorming beispielsweise reichen die kostenlosen Versionen oft aus. Für die Erstellung einer Präsentation waren wir im Kurs mit den Basisfunktionen der KIs nicht mehr so richtig zufrieden; wenn man hier die KI regelmäßig nutzen will, macht es Sinn, sich das Abo zu leisten – was diese kosten, ist dabei recht unterschiedlich. Einzelne Tools, wie z.B. das Recherchetool Semantic Scholar sind über die FAU nutzbar, hier kann man sich also mit der FAU-Kennung einloggen und damit auf das Programm zugreifen.
SH: Die Entwicklung von KI-Tools ist ja ziemlich rasant. Wie hast Du Tools gefunden? Wie kann ich auf dem Laufenden bleiben?
KGV: Das ist tatsächlich gar nicht so einfach! Es gibt mittlerweile wirklich viele Programme, die sich auch in sich immer wieder verändern und erweitern. Es gibt Sammlungen von KI-Tools wie z.B. die vom Virtuellen Kompetenzzentrum KI und wissenschaftliches Arbeiten, die verschiedene Tools für unterschiedliche Zwecke listen. Ständig auf dem Laufenden zu bleiben, ist ziemlich zeitaufwändig – ich denke, es macht Sinn, eine Handvoll Tools auszuwählen und hier immer wieder zu beobachten, was sich gerade tut.
SH: Bleibst Du an dem Thema dran? Wird es den Kurs in diesem Semester wieder geben?
KGV: An dem Thema bleibe ich auf jeden Fall dran – die Nutzung von KI-Tools wird definitiv zukünftig Teil auch meines Arbeitsprozesses sein! Genau diesen Kurs wird es dieses Semester nicht geben, aber zwei meiner Kolleginnen bieten Kurse an, bei denen KI-Tools ein Thema sein werden: Anna Schneider wird sich in ihrem Seminar Innovate & Insta dem Zusammenhang zwischen Künstlicher Intelligenz, Social Media und Wissenschaftskommunikation widmen. Und Josephine Musil-Gutsch bleibt Den Fußnoten auf den Fersen und beleuchtet dort die Rolle von KI im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens.
Unsere Lehrveranstaltungen im Sommersemester
Auch in diesem Semester haben wir wieder ein breites Angebot an Schlüsselqualifikationskursen. Das gesamte Angebot unserer Veranstaltungen könnt Ihr auf campo einsehen, und zwar unter der Überschrift „Allgemeiner Wahlbereich inklusive Schlüsselqualifikationen und Sprachkurse“ > „Wissenschaftsreflexion: Nachdenken über Wissenschaft und Gesellschaft“ sowie „Kompetenzen für Studium und Beruf“.
Die Links führen zu den jeweiligen Kursseiten auf Campo. Hier findet Ihr den Link für die Anmeldung auf StudOn. Dort könnt Ihr unter dem Reiter „Info“ die Kursbeschreibung einsehen.
- Das Unsichtbare sichtbar machen – Zur Geschichte bildgebender Verfahren in den Wissenschaften [Einzeltermin: 15.7.24; Blockseminar im September 2024]
- Den Fußnoten auf den Fersen: Wissenschaftlich Arbeiten mit KI & Co. [Di 14-16]
- Digitales Lern-Tandem: Gemeinsam digitale Barrieren überwinden! [Termine noch ausstehend]
- Einführung in die Verhandlungslehre [Einzeltermine: 4./16./25.5. & 6.6.24]
- Einführung in JAWS und Microsoft Office II [nach Vereinbarung]
- Einführung ins Projektmanagement [Do 15-18]
- „funklust“ – Deine Campusmedien
- Innovate & Insta: KI-Werkzeuge und Social Media in der Wissenschaftskommunikation [Mi 10-12]
- Interkulturelle Kompetenz: Theoretische und praktische Grundlagen [Einzeltermine: 5./19.4. & 1./8.6.24]
- Interkulturelles Konfliktmanagement: Theoretische und praktische Grundlagen [Einzeltermine: 12./26.4. & 22./26.6.24]
- Interkulturelles Projektmanagement: Systematisch angehen mit Design Thinking und Scrum [Fr 10-12; Einzeltermine: 21. & 28.6.24]
- (Inter)nationale Mediengenres reflektieren [Di 8-10]
- Kompaktkurs für blinde und sehbehinderte Studierende [nach Vereinbarung]
- Let’s not agree to disagree! Über Meinungsverschiedenheit, Konsens und Kritik in den Wissenschaften [Mo 18-20]
- Liest du noch oder verstehst du schon? Wissenschaftliche Textarbeit an Beispielen der Wissenschaftskritik und Technoscience [Mi 12-14]
- Module für blinde und sehbehinderte Studierende [nach Vereinbarung]
- Nichts ist, wie es scheint?! Das eigene Denken zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit [Mi 16-17:30]
- Seminar für erblindete Doktoranden [nach Vereinbarung]
- Schreiben für die Wissenschaft [Mo 12-14]
- Science Fiction und Wissenschaft [Mo 10-12]
- Soll ich das posten? Darf ich das liken? Epistemologie und Ethik der online-Kommunikation [Di 12-14]
- Superheroes und Fabelwesen auf Mission im Wissenschaftsuniversum: Science Comics analysieren und konzeptionieren [Einzeltermine: 26.4/3.5/17.5 & 7./14.6.24]
- Und was macht man dann damit? Karriere(n) im Wissenschaftssystem [Blockseminar im Juli & August 2024]
- Von „echten“ Einhörnern, ausgestopften Gorillas und geklonten Schafen – Tiere in der Geschichte der Wissenschaft von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert [Di 10-12]
- Wenn ich mich nicht irre – Eine Ideengeschichte des Fallibilismus [Di 14-16]
- Wissenschaftliche Präsentationen als Infotainment gestalten [Fr 10-12]
- Zukunftsforschung II – Der Think Tank [Do 12-14]
- Zum guten Stil im wissenschaftlichen Schreiben [Di 16-19]
Soziologische Perspektive auf Wissenschaftsreflexion
Die Wissenschaftssoziologie hat eine einzigartige Perspektive auf die Welt der Wissenschaft. Wenn wir vom „soziologischen Blick“ sprechen, meinen wir damit, dass Wissenschaft nicht einfach eine Ansammlung von Fakten und Theorien ist, stattdessen konzentriert sich die Wissenschaftssoziologie auf die sozialen Strukturen und Dynamiken innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaften.
Sie versucht zu verstehen, wie institutionelle Strukturen, Wertvorstellungen und Machtverhältnisse die Art und Weise beeinflussen, wie Wissenschaft betrieben wird. Kurz gesagt, sie zeigt uns, dass wissenschaftliches Wissen nicht einfach objektiv ist, sondern von den sozialen Prozessen und Dynamiken geprägt wird, in die es eingebettet ist.
Wissenschaftssoziologie am ZIWIS
Am ZIWIS bringt Anna Schneider die Soziologie in die interdisziplinäre Gemeinschaft der Wissenschaftsreflexion ein. Sie ermutigt Studierende aller Fachrichtungen, sich mit den sozialen Dimensionen der Wissenschaft auseinanderzusetzen und ihr eigenes Verständnis davon zu vertiefen. Ihre Kurse beschäftigen sich im Rahmen wissenssoziologischer Fragestellungen mit Wissenschaftskommunikation, interdisziplinärer Zusammenarbeit und mehr-als-menschlicher Wissenschaft.
Lust auf mehr? Im kommenden Semester bietet Anna Schneider folgende Seminare an:
- Innovate & Insta: KI-Werkzeuge und Social Media in der Wissenschaftskommunikation
- Und was macht man dann damit? Karriere(n) im Wissenschaftssystem
- Interkulturelles Projektmanagement: Systematisch angehen mit Design Thinking und Scrum
- Liest du noch oder verstehst du schon? Wissenschaftliche Textarbeit an Beispielen der Wissenschaftskritik und Technoscience
Ihr wollt keine wichtigen Termine verpassen? Hier geht’s zum Semesterplan
Wann beginnt die Prüfungsanmeldung? Wie liegen in diesem Semester die Feiertage? Und wann startet eigentlich die Bergkirchweih?
All das und vieles mehr könnt Ihr unserem Überblicksplan zum Sommersemester 24 entnehmen.
Ankündigungen
- Am Wochenende, 12. bis 14. April, findet das Copernicus-Symposium 2024 statt. Das diesjährige Thema ist „Unendliche Weiten – Raumfahrt gestern, heute und morgen“. Das Symposium beginnt am Freitag, um 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) mit einem Vortrag des ehemaligen Astronauten Thomas Reiter im Germanischen Nationalmuseum. Samstag und Sonntag nehmen unter anderem auch Dozierende aus dem ZIWIS als Vortragende teil.
- Der nächste Zukunftsplausch „überMorgen“ am 4. Juni geht über Humanoide Roboter. Genauere Informationen werden rechtzeitig bekannt gegeben.